Herausforderungen meistern

“Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.” – Henry Ford

Das ist eine Fortsetzung meines Blogs Herausforderungen 1:

https://hermann.netlify.app/herausforderung/

Ich will mehr darüberschreiben, will noch mehr weitergeben und mich zu diesem Thema noch mehr selber erforschen. Ich habe einen wunderbaren Artikel von Andreas Hofmann gefunden. Er ist Coach für Bewusstsein und authentische Selbstverwirklichung und unterstützt Selbstständige dabei, sich das Leben zu erschaffen, von dem sie schon immer geträumt haben. Ich verknüpfe hier das Gelesene mit meinen Erfahrungen im Effinger.

• Der Bewegungsmelder funktioniert nicht optimal. Hermann schaut, ob die Einstellung des Radius verändert werden kann.
• Der Türschliesser in der Teeküche wurde installiert. Das Türschloss klemmt noch etwas. Hermann, könntest du es mal anschauen. Pressiert nicht.
• Der Abfluss im Spülbecken ist eventl. etwas verstopft. Das Wasser läuft nur langsam ab. Hermann, könntest du bei Gelegenheit mal schauen.
• Hallo, im 1. OG ist das Herren WC verstopft.
• Hermann, die schöne Lampe von der Kaffeebar ging kaputt, könntest du schauen, ob die zu retten ist?

Solche Nachrichten tauchen oft auf meinem Slackchannel auf. Eine neue Herausforderung. Ich fühle mich geehrt. Man traut mir zu, dass ich das Problem lösen kann. Mein handwerkliches Geschick hat sich herumgesprochen. Ich habe Zeit und Können diese Aufgaben zu bewältigen. Dabei helfen mir meine Neugierde, meine jahrelangen Erfahrungen und meine Kreativität. Ich habe so viele Sachen in meinem Leben geflickt, dass ich mir zutraue auch diese unangenehme Situation zu meistern. Ich habe Vertrauen in meine Fähigkeiten und kann mich auch in Problemsituationen recht gut zurechtfinden. Ich habe gelernt, dass nicht alles perfekt sein muss und habe viel weniger Angst vor Fehlern. Wenn ich eine Sache zum ersten Mal mache, muss es fürs erste einmal funktionieren, Perfektion ist eine Illusion oder eine schöne Zugabe. Meine Grundhaltung: Egal was passiert, irgendwie werde ich das schon hinbekommen.

“Es geht darum sein Bestmögliches zu geben und das tust du sowieso und hast es auch immer getan.” - Andreas Hoffmann

Ich bin überzeugt, dass man an den Herausforderungen wächst, wenn man sich ihnen stellt. Das gleiche gilt auch für die Angst etwas falsch zu machen. Ich kann mich vor dem “Versagen” schützen, wenn ich Hilfe hole, wenn ich einen Fachmann oder eine Fachfrau frage und erfahre, dass diese ihre Erfahrungen gerne weitergeben. Und dann gibt es noch jede Menge Anleitungen auf Youtube.

“Erfolg hat drei Buchstaben: TUN!” – Johann Wolfgang von Goethe

Mein gelassener Umgang mit Herausforderungen hat auch mit meiner Lerngeschichte zu tun. Als Kind durfte ich (und manchmal musste ich) Sachen häufig selber flicken. Wie viele Velos konnte ich zum Fahren bringen, wie viele Wecker tickten wieder und wie viele Spielzeugautos funktionierten nachher. Je öfter ich das machte, desto geschickter wurde ich im Umgang mit Herausforderungen. Beim Lösen der Aufgaben verstand ich immer besser, wie etwas funktionierte. Wir haben beim gemeinsamen freien Spielen so viele Sachen gemeinsam bewältigt und überstanden, dass ich bis heute von diesen “Urerfahrungen” profitiere. Wir stellten uns unseren Ängsten, meisterten Herausforderungen und wurden jeden Tag ein bisschen freier. Zusätzlich wuchs unser Selbstvertrauen und wir trauten uns immer mehr zu.

“Neue Herausforderungen erfordern neue Wege.” – Gottfried Niebaum

Spannend ist, dass sich diese Haltung auch auf meine berufliche Tätigkeit ausgewirkt hat und mir in meinem Lehrersein sehr viel geholfen hat. Eine Schlüsselszene hat mich auf diesem Weg bestärkt: Es war nach an einer grossen Pause. Als ich mit meiner Kollegin ins Klassenzimmer trat befand sich die Klasse in heller Aufregung. Es hatte in der Pause eine üble Schlägerei gegeben und die verletzenden Gesten und Worte fanden Fortsetzung im Klassenzimmer. Ich liess die Schülerinnen und Schüler im Kreis absitzen und wollte kurz wissen, was genau geschehen war. Nach den Schilderungen mit unterschiedlichen Wahrnehmungen schaute mich die Klasse erwartungsvoll an und erwartete wahrscheinlich ein Statement, eine Verurteilung, ein Donnerwetter oder eine Lösung. Meine Reaktion: Ich dachte einen kurzen Moment nach und meinte: Jetzt erleben wir einen spannenden Moment. Jetzt geht es endlich um etwas ganz Wichtiges: Unser Zusammenleben in der Klasse, Gewalt, Streit, Konflikte. Das ist kein Rollenspiel, das ist das wahre Leben.

Meine Kollegin zuckte zusammen. Wie kannst du so etwas interessant finden? Ich hatte keine Lösung, das sagte ich auch der Klasse. Aber ich forderte alle auf, bis morgen nachzudenken, wie wir aus dieser vertrackten Situation herausfinden. Dann sitzen wir hier wieder zusammen und teilen unsere Lösungsvorschläge. Und jetzt fahren wir mit unseren Projekten weiter. Am nächsten Tag konnten wir in entspannter Atmosphäre eine gute Lösung für den schon länger schwelenden Konflikt innerhalb der Klasse lösen.

Herausforderungen haben auch mit dem Überwinden von Ängsten zu tun. Sie hindern einem oft etwas zu unterzunehmen. Das Überwinden kann man üben, wenn man weiss, dass man im Nachhinein immer schlauer ist, dass nicht alles so verläuft wie geplant, dass Fehler machen zu jeder Weiterentwicklung gehören. Fehler sind nach meinen Erfahrungen Grundbedingung, dass sich überhaupt etwas verändert. Rückschläge sind normal und unangenehme Situationen sind auch immer Lerngelegenheiten. Du darfst ausprobieren, Neues wagen und dich mit anderen darüber austauschen. Mit jedem Auftrag im Effinger lerne ich dazu, lerne Herausforderungen anzunehmen und zu meistern. Jedes Bewältigen steigert mein Selbstbewusstsein.

“Lernen ist wie rudern gegen den Strom, sobald man damit aufhört, treibt man zurück.” – Chinesische Weisheit

Die täglichen Herausausforderungen und die speziellen hier im Effinger erhalten mich gesund, fordern meinen Geist und erlauben mir immer noch zu wachsen. Das Selbstvertrauen in meine Fähigkeiten und meine Selbstwirksamkeitsüberzeugungen kann ich hier in vielfältigen Situationen trainieren und regelmässig meistern.

“So schön!” - Hermann